Eine Nachlese: „Nachfolgeforum 2022“: vorsorgen, finanzieren, planen

Eine Unternehmensnachfolge ist für alle Beteiligten ein komplexer und in der Regel auch mehrjähriger Prozess, der mit vielen Fragen verbunden ist. Jedes Jahr stehen in der Wirtschaftsregion Westbrandenburg einige hundert Unternehmen zur Übernahme an, u. a. weil die BetriebsinhaberInnen das Renteneintrittsalter erreicht haben. Auch vor dem Hintergrund anstehender Generationenwechsel ist die Frage der Unternehmensnachfolge von großer Bedeutung. Nachfolge beginnt nicht erst im Alter! Umso wichtiger ist es, frühzeitig zu planen, rechtzeitig vorzusorgen und klare Vorstellungen zur Finanzierung zu haben.

Am 09. Juni 2022 diskutierte das Netzwerk „Unternehmenskultur Westbrandenburg“ zusammen mit ExpertInnen und Unternehmen diese Schwerpunkte. Mehr als 40 TeilnehmerInnen waren vor Ort dabei.

Nach der offiziellen Eröffnung durch Leona Heymann, Leiterin des IHK RegionalCenters Brandenburg an der Havel – Havelland, gaben, bei der Podiumsdiskussion, Andreas Dieckmann, Geschäftsführer des Bestattungsinstitutes Dieckmann, und sein Sohn Hans Dieckmann Einblicke in den familieninternen Nachfolgeprozess.

Andreas Dieckmann schilderte, dass die Unternehmensnachfolge nicht nur den Unternehmer selbst trifft, sondern, dass eine Nachfolge Auswirkungen auf die gesamte Familie hat. Er selbst ist einstiger Übernehmer und zukünftiger Übergeber. Der Betrieb besteht nunmehr in der 9. Generation und feierte im vergangenen Monat 150-jähriges Firmenjubiläum.

Mit auf dem Podium stand Nicole Zychla, Direktionsbeauftragte von der Feuersozietät Berlin Brandenburg, die wertvolle Tipps für gute Vorsorgestrategien gab und dabei auch steuerrechtliche Aspekte beleuchtete. Bei dem daran anknüpfenden Expertentalk stellten Cornelius Großmann (Brandenburger Bank) zusammen mit Cornelia Malinowski (Investitionsbank des Landes Brandenburg) die vielseitigen Finanzierungsmöglichkeiten bei einer Nachfolge vor und gaben einen guten Überblick.

Alle ExpertInnen betonten die goldene Regel bei der Vorsorge, wie auch bei der Nachfolgeplanung: „Je früher desto besser“. Eine frühzeitige Planung und Vorsorge ermöglicht den schrittweisen Wechsel und gibt genügend Zeit für die Entwicklung neuer Perspektiven. Schließlich sichert die rechtzeitige Regelung der Unternehmensnachfolge das Lebenswerk!

Im zweiten Expertentalk stellte Karolin König (Technische Hochschule Brandenburg, Zentrum für Gründung und Transfer) die „Nachfolgeakademie“ und das Projekt „Nachfolgenavigatoren“ vor. Ab dem 25. August 2022 startet die erste Workshop-Reihe. Die Nachfolgeakademie bietet die Chance, sich mit den relevanten Aspekten der Unternehmensnachfolge praxisnah und fokussiert auseinanderzusetzen. In insgesamt vier modularen Workshops sollen Übernahmeinterssierte bzw. potenzielle Nachfolgende optimal auf eine anstehende Nachfolge vorbereitet werden und zur Übernahme eines Unternehmens befähigt werden. Anmeldungen sind noch bis zum 11. August 2022 möglich (https://gruendung.th-brandenburg.de/veranstaltungen/nachfolgeakademie). Das Angebot ist kostenfrei.

Ergänzend dazu stellte Maja Michel, Mitarbeiterin der Wirtschaftsförderung Stadt Brandenburg an der Havel, einen weiteren wesentlichen Baustein des Modellprojektes „Zukunft.Unternehmen.Westbrandenburg“ – den Aufbau der „Servicestelle für Unternehmensnachfolge“ –  vor. „Von der Praxis für die Praxis“ wird mit der Servicestelle Unternehmensnachfolge für Übergebende und Übernehmende erstmalig eine zentrale Anlaufstelle vor Ort bei der Wirtschaftsförderung Stadt Brandenburg an der Havel und für die Unternehmen in der Wirtschaftsregion Westbrandenburg geschaffen.

Abschließend präsentierte Christian Schuchardt, Projektmanager Unternehmensnachfolge bei der IHK Potsdam, die vielfältigen Angebote der Kammern für eine geregelte Nachfolge und ging insbesondere auf das Nachfolge-Canvas ein.

Anschließend nutzen die Teilnehmenden die Möglichkeit, des Austausches untereinander beim Get together.

Das Nachfolgeforum ist eine gemeinsame Veranstaltung des Netzwerkes „Unternehmenskultur Westbrandenburg“. Im Netzwerk arbeiten verschiedene PartnerInnen aus der Region zusammen, die Existenzgründungen, Bestandspflege/Wachstum und Unternehmensnachfolgen aktiv unterstützen. Dazu gehören u. a. die Industrie- und Handelskammer Potsdam RegionalCenter Brandenburg a.d.H. | Havelland, die Handwerkskammer Potsdam, das Zentrum für Gründung und Transfer der Technischen Hochschule Brandenburg, die Lotsendienste, die Agenturen für Arbeit, die Jobcenter in der Region, die Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH, die Social Impact gGmbH, die Investitionsbank des Landes Brandenburg, die Brandenburger Bank, die Mittelbrandenburgische Sparkasse und die Wirtschaftsförderungen der Städte Brandenburg an der Havel, Rathenow und Premnitz sowie des Landkreises Havelland.

MK+MM